Zurück nach Turin

Championsleague-Gruppenspiel Juventus Turin – Borussia 21.10.2015 (0:0)

Mein erstes Mal Turin war im November 1989, UEFA-Cup-Achtelfinale mit dem FC Karl-Marx-Stadt gegen Juventus. Damals gewann Juve knapp mit 2:1, das sollte mir mit Borussia nicht nochmal passieren.

Dienstag morgen, nach einem guten Frühstück, machten Neumi und ich uns auf den Weg nach Schönefeld. Wir waren sozusagen das Spreeborussen-Vorauskommando und landeten nach gerade mal 1 Stunde und 25 Minuten Flugzeit am frühen Nachmittag auf dem Flughafen Mailand Malpensa. Einer der Flugbegleiter outete sich als Mönchengladbacher, aber Bolten oder sonst irgendein Alt hatte er nach eigenem Bekunden leider trotzdem nicht an Bord. Stattdessen spendierte er uns aber beim Aussteigen noch zwei Flaschen San Benedetto.
Vom Flughafen ging es mit einem Shuttlebus weiter ins Stadtzentrum. Da unser Zug nach Turin erst um 19 Uhr fuhr, hatten wir genügend Zeit, uns ein bisschen die Beine zu vertreten und vor allem erst einmal einen leckeren italienischen Espresso zu geniessen. Kosten hierfür übrigens genau 1,80 Euro – für beide zusammen. Das ist dann aber auch so ziemlich das einzige Getränk, das in Italien preisgünstig zu haben ist.
Nach einer Stunde Zugfahrt kamen wir dann um 20 Uhr in Turin an. Dank zwischenzeitlicher Infos von Joe haben wir am Bahnhof auch sehr schnell ein Taxi gefunden, welches uns in unser Hotel brachte, wo Joe schon auf uns wartete.
Schnell waren wir an der Rezeption eingecheckt, länger dauerte es, das uns zugewiesene Zimmer zu finden. Es gab einfach keine Nr. 17, auf keiner der zwei Etagen. Also wieder zurück zur Rezeption, wo sich dann herausstellte, dass die 7 keine 7 sondern eine 1 und unsere Zimmernummer somit die 11 war. Das gab es dann tatsächlich auch, also schnell die Sachen reingeworfen und schon ging es wieder runter und weiter… im Shamrock Inn warteten schliesslich liebe Freunde aus Dinslaken darauf, mit uns das ein oder andere Bier zu trinken. Das haben wir dann auch ausgiebig getan. Später kamen noch die Bökelbären aus Wolfsburg dazu, der ein oder andere Sauerländer wurde auch gesichtet, und es wurde eine feuchtfröhliche Nacht. Gegen 3 Uhr morgens fielen wir todmüde ins Bett.

Der Spieltagsmorgen begann mit einem typisch italienischen Frühstück: Es gab Brot und Croissants, ein bisschen Marmelade und Honig, immerhin auch ein wenig frisches Obst, aber das war es dann auch. Neumi versprach, am nächsten Morgen früher aufzustehen und ein paar Kleinigkeiten zum Frühstück einzukaufen, sowas wie Käse, Salami etc. Wir waren schließlich in Italien, und Salami können die da! Nur zum Frühstück bekommt man sie eben nicht, eher abends als Snack an der Bar zum Bier.

Gegen Mittag machten wir uns dann wieder auf den Weg ins Shamrock, einem von mehreren Treffpunkten für viele Borussen in der Stadt. Das erste Bier war – vor allem für mich – noch etwas schwierig nach dem Abend davor, aber ab dem dritten schmeckte es dann auch mir wieder. Nach und nach trafen immer mehr bekannte Gesichter ein, und auch die Reisegruppe 2 der Spreeborussen, welche erst am Spieltag anreiste und das nicht so ganz ohne Schwierigkeiten, hatte es irgendwann geschafft. Es wurde viel getrunken und gelacht, was man an Spieltagen halt so macht. Irgendwann am Abend machten wir uns auf den Weg zu den Shuttlebussen, die unweit des Pubs fahren sollten. Dort mussten wir zwar ziemlich lange auf einen solchen warten, ein paar Hundert andere hatten weniger Geduld und begaben sich auf einen kilometerlangen Marsch zum Stadion, aber für uns kam dann tatsächlich irgendwann ein Bus und brachte uns – begleitet von einem großen Aufgebot an Polizei auf Motorrädern – direkt bis zum Gästeeingang. Entgegen aller vorherigen Warnungen waren die Einlasskontrollen weniger streng als erwartet, so was wie Schuhe ausziehen blieb uns jedenfalls erspart, und Neumi hatte sogar noch zwei Feuerzeuge am Mann, als wir das Stadion betraten. Dieses Stadion hat mir übrigens ziemlich gut gefallen. Eine moderne Arena zwar, aber trotzdem schöne steile Tribünen, die man von aussen gar nicht vermutete. Die Stimmung im Gästeblock war von Anfang an großartig und steigerte sich in der zweiten Halbzeit noch, der VfL-Wechselgesang zum Ende des Spiels war laut Aussage eines daheimgebliebenen Freundes „brutal“. Einen solch lautstarken und ausdauernden Support hab ich persönlich tatsächlich lange nicht mehr erleben und mitmachen dürfen. Die Juve-Fans hingegen waren für mich schon enttäuschend. Zwar gab es vor Spielbeginn den Versuch einer Choreo, aber mehr als ein Versuch war es leider nicht. Und bis auf ein paar kurze Momente war aus deren Kurve auch kaum mal was zu hören. In der Beziehung also ein eindeutiger Sieg für uns. Das Spiel endete bekanntermaßen 0:0, für Borussia der erste Champions-League-Punkt überhaupt, und wir waren sehr froh und stolz, dabei gewesen sein zu dürfen.
Nach der üblichen Verweildauer im Block ging es dann recht zügig zu den bereitgestellten Bussen, die uns dann in Kolonne zum Bahnhof Porta Nuova brachten. Von dort war es zu Fuss auch nur ein paar Minuten bis zum Shamrock, dort gab es noch eine Kleinigkeit zu essen und ein Bierchen, bevor wir uns verabschiedeten. Wir waren nach dem langen Tag und der langen Nacht davor doch ziemlich k.o. Am Hotel angekommen wurde es dann doch nichts mit sofort ins Bett: an der Bar saßen noch Vampy und Joe, also nahmen wir doch noch einen Absacker…

Am nächsten Morgen begab sich Neumi wie versprochen auf Nahrungs- bzw. Frühstücksergänzungssuche auf einen nahegelegenen Markt. Die Suche war erfolgreich, so dass wir dieses Mal ein tolles Frühstück mit Käse, Wurst und Salami genießen konnten. Nach dem Aus-Checken hatten wir eigentlich vor, ein bisschen durch die Stadt zu spazieren und eine Stadtrundfahrt zu machen. Der Spaziergang ist noch gelungen, aber als wir dann bei einem Espresso schnell noch ein oder zwei Karten nach Hause schreiben wollten, fand uns die Spreeborussen-Reisegruppe zwei, und das war es dann mit Stadtrundfahrt oder ähnlichem. Man begab sich stattdessen auf die Suche nach einem Lokal, in dem am Vormittag Bier ausgeschenkt wird, wurde fündig und dann blieb es doch wieder bei der üblichen Beschäftigung…


Immerhin kam ich später noch zu einem Teller frischer italienischer Pasta, bevor es dann mit dem Zug wieder Richtung Mailand ging. Während wir noch die Tickets für den Zug vom Hbf zum Flughafen kauften und verteilten, wurden wir von den Kieler Borussen gefunden, mit denen wir dann noch ein Getränk zu uns nahmen. Etwas Spannung kam auf, als bis 3 Minuten vor Abfahrt nicht angezeigt war, von welchem Gleis der Zug zum Flug abfahren wird. Als das dann endlich klar war, gab es einen kleinen Sprint zum Gleis, aber alles ging gut und alle kamen mit. Am Flughafen gab es endlich mal wieder was zu trinken, bevor wir den Heimflug antraten.
Nach einem wieder nur anderthalbstündigen Flug kamen wir gegen Mitternacht wohlbehalten in Schönefeld an und begaben uns recht schnell auf den Heimweg, der ein oder andere musste schließlich am nächsten Morgen wieder früh raus. Marcy, Napi, der Präsi und ich erwischten einen fussballbegeisterten Taxifahrer, der sich im deutschen wie im Weltfussball bestens auskannte, und so wurde es eine sehr kurzweilige Fahrt nach Hause.

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