Spreeborussen-Versammlung am Bosporus oder: Kann man die Servietten essen?

Euroleague Fenerbace Istanbul – Borussia am 6.12.2012 (0:3)

Mittwochs um halb 6 Uhr morgens, klingelt der Wecker. Das übliche Prozedere im Bad und dann mit gepackter Tasche zur Arbeit. Der Countdown läuft. Irgendwie geht heute alles viel leichter von der Hand, die Stunden fliegen dahin und schon ist es Zeit, die Arbeit ruhen zu lassen und sich an der Tram-Haltestelle mit Silke zu treffen. Vorher noch einen schnellen Kaffee in Leons Backstube, vom Chef selbst kredenzt, der Fener-Fan ist und gern mit uns mitkommen würde. Gute Wünsche von ihm auf den Weg und ab nach – nee, nicht BER, sondern immer noch SXF. Bald war die Spreebo-Reisegruppe (Ost) versammelt und man checkte ein. Fast zeitgleich traf sich die zweite Spreebo-Reisegruppe (West) in TXL. In Schönefeld traf man auch noch einige andere Borussen mit gleichem Ziel, die große Stadt am Bosporus. Erste lustige Begebenheit war der Besuch einer Raucherlounge in einer menschenleeren Abflughalle. 6 Leute hatten bequeme Stehplätze, als ein siebter dazu kam, wurde es eng. Die Tür dieses Glaskastens war übrigens im Western-Stil nur etwa schulterhoch – sehr intelligente Bauweise, um die Nichtraucher zu schützen).
Der Flieger war pünktlich, und nach verdösten knappen 3,5 Stunden landeten wir am Flughafen Istanbul Sabiha Gökçen in Asien. Mit uns kamen fast zeitgleich auch Fanprojekt-Flieger aus Düsseldorf an und es gab ein großes Hallo in der Vorhalle. Nachdem wir uns dann endlich wieder versammelt hatten, suchten wir den Bus zum Taksim-Platz, drängelten uns im wahrsten Sinne des Wortes rein und dachten, nun geht’s schnell Richtung Hotel. Denkste! Wir brauchten für die eigentlich halbstündige Fahrt 1,5 Stunden, Stau fast vom Flughafen an. Irgendwann angekommen, stiegen wir erst in die Metro und dann in die Straßenbahn-Linie 1, nachdem wir die Beschaffung der Fahrchips (wie beim Autoscooter) verstanden hatten. So erreichten wir dann relativ zügig unser Hotel. In unserem warteten schon Suse und Tochter Steffi, kurz frisch machen und dann ab auf die Piste, die anderen suchen. Treffpunkt war die Galatabrücke. Zumindest die Hälfte der Brückenkneipen waren in Gladbacher Hand. In der Bar „Sirena“ trafen wir dann auf einen großen Teil der Spreebos und viele andere bekannte „Nasen“. Wenn man sich anfangs noch vorgenommen hatte, etwas zu essen – nach dem dritten Bier war das vergessen und der Hunger weg. Es wurde ein längerer Abend mit vielen Efes, einigen Raki und irgendwann doch auch noch einem kleinen Imbiss. Gegen Morgen machten wir uns auf den Weg zurück ins Hotel, um uns zur Ruhe zu begeben.

Nikolaus-Euro-Spieltag klingelte wieder der (Handy-)Wecker. Diesmal erst kurz vor 9 Uhr, aber es gab ja nur bis 10 Uhr Frühstück. Und wirklich, als ich mir 10 Minuten vor 10 noch ein paar Würstchen und Rührei holen wollte, waren zumindest die Zangen und Löffel schon abgeräumt. Na ja. Während Silke danach noch ein wenig Schlaf nachholte, machte ich mich mit Suse und Steffi auf, ein wenig durch die Altstadt zu bummeln. Es wurden dann 2 Stunden Power-Shopping. Aber man ist ja „hartgesotten und leidgeprüft“.

Nun aber los! Silke abholen, umziehen und ab ins „Sirena“ zur Spreeborussen-Nikolaus-Versammlung und Vorglühen. Also Versammlung ist dann doch etwas zu viel gesagt, aber es waren 26 (!) Spreebos versammelt und es wurde ausreichend über Fahrten, Karten und Spreebo-Events sinniert. Dann wurde es irgendwann Zeit, zu den vom Fanprojekt organisierten Dampfern zu gehen. Es wurde eine schöne Lichterfahrt, ca. 1,5 Stunden von Galata auf dem Bosporus bis zur großen Bosporus-Brücke und dann zum Anleger auf der asiatischen Seite Istanbuls. Es wurde viel gelabert und die Zeit für ein Gruppenfoto genutzt. Leider hatte der Regengott gerade wieder Dienst, so dass es an Deck und beim Marsch zum Stadion recht ungemütlich war.

Nachdem wir uns dann alle einzeln durch ein winziges Tor zum Stadioneingang gezwängt, Kleingeld und Feuerzeuge abgegeben und einen oder zwei Schokoriegel empfangen hatten, standen wir endlich im Oberrang. Das Spiel war kurzweilig. Da es ja um nichts mehr ging, konnten sich auf dem Platz auch mal die Spieler zeigen, die sonst eher im Hintergrund agieren. Und das machten sie richtig gut. Wir auf den Rängen waren den Fener-Fans ebenbürtig und unsere Jungs auf dem Rasen 3 Tore besser. Ein wirklich schöner internationaler Jahresabschluss. Nachdem dann unsere Gastgeber alle schon zu Hause waren, durften wir auch endlich den Block verlassen, gingen zu unseren Dampfern und fuhren wieder, diesmal auf der Kurzstrecke, zur Galatabrücke, wo man den Abend oder die Nacht in verschiedenen Kneipen der Altstadt ausklingen ließ, getreu dem schönen neuen Lied „Wir versaufen unser Geld – in den Kneipen dieser Welt – International…“
Am Freitag war das Wetter nicht besser. Das sollte uns aber nicht abhalten, doch einige Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Erstmal die ersten Heimfahrer verabschieden und dann ab ins Getümmel, nicht ohne einen „5-TL-Touri-Regenschirm“ gekauft zu haben. Los gings – Topkapi-Palast. Nur Schulklassen, na ja, man ignorierte den Lärm und nutzte immer geschickt die kleinen Lücken zwischen zwei Gruppen. Toll – Akku vom Foto alle. Da man aber eh etwas durchgeweicht und kalt war, ging es für eine kurze Pause zum Aufladen (Foto + wir) ins Hotel. Dann wieder los, kleiner Imbiss in unserer „Stammkneipe“, danach zum Großen Basar und später am Abend Treffen mit Biggi und Werner zum Abendessen. In einer kleinen Seitenstraße, fernab vom Touri-Trubel, fanden wir einen kleinen Laden, die Speisen in der Auslage sahen gut aus, also rein. Wir waren die einzigen Gäste, suchten uns Vorspeisen und Hauptgerichte aus und ließen es uns gut gehen. Natürlich kam zum Vorspeisenteller auch ein Brotkorb. Auf diesem lag, schön gefaltet, für jeden eine Serviette. Dachte ich. Also, die erste genommen und wollte sie Silke reichen, aber Moment??!! So mehlig?? Ups, das ist ja ein ganz dünnes Fladenbrot. Gekostet – und stimmt, die Fließserviette ist wirklich zum essen. Die anderen amüsierten sich prächtig und den Rest des Wochenendes musste ich mir immer wieder die Frage gefallen lassen, ob ich nicht auch meine Serviette kosten möchte. Wer den Schaden hat…

Am Samstag schien endlich mal die Sonne. Bestes Wetter, also raus, Fotos schießen und die Stadt erobern. Als erstes in den Untergrund, die unterirdische Basilika-Zisterne anschauen. Gigantisch! Viele riesige Säulen, Medusa- und Wunschsäule, Fische im Wasser und James-Bond-Feeling, der da schon mal durchgerudert ist. Wieder oben und einen türkischen Kaffee später stießen wir auf Theo, kurz darauf auch auf Biggi und Werner, und es ging weiter mit der Blauen Moschee innen und der Hagia Sophia außen. Bei einer kurzen Rast in unserer „Stammkneipe“ stießen dann auch noch auf Ralle und Tillemann zu uns, gemeinsam ging es dann weiter über die Galatabrücke zum Galataturm. Der steile Aufstieg erinnerte ein wenig an Marseilles Notre-Dame. Leider standen zu viele Leute dort an, so dass wir uns die Turmbesteigung ersparten. Wir schlenderten weiter über eine riesige Shoppingmeile zum Taksim-Platz und machten uns von da aus durch dunkle und steile Gassen und Treppen auf den Rückweg. Schließlich mussten Tillemann und Ralle zurück zum Hotel und dort zu ihrem Transfer zum Flieger nach Hause. Wir schlossen den Abend mit leckerem Kebap und einigen Efes in unserer „Stammkneipe“ ab.

Treffen am Sonntag früh um 9 Uhr, der von Werner organisierte Privattransfer zum Flughafen war pünktlich und so ging es stau- und stressfrei und sehr bequem zum Flughafen. Nach zollfreiem Einkauf saßen wir bald im Flieger zurück nach Berlin-SXF. Es wurde noch überlegt, ob man das Spiel gegen Mainz im Eck guckt oder doch zu Hause. Es sollte ganz anders kommen. Landeanflug auf Schönefeld, aber der Flieger wollte und wollte nicht so recht sinken. Komisch. Müßten wir nicht so langsam runter? Der Pilot meldet sich zu Wort und erklärt uns, dass beide Berliner Flughäfen derzeit wegen starkem Schneefall geschlossen sind und wir erstmal warten, ob sich an der Lage was ändert. Also kreisten wir über Berlin. 10 Minuten später entschloss sich der Pilot wegen Spritmangel, nach Hannover auszuweichen. Toll, wat solln wa denn da? Landung dort klappte trotz Schnee. Und dann saßen wir da, ncihts mit Aussteigen, Bahn fahren oder so. Sitzen, tanken, sitzen und warten. Man, tat mir der Arsch weh! Dann gings wieder zurück nach Schönefeld. Landeanflug 2. Versuch. Abwärts gings durch die Schneewolken, wir sahen schon fast die Landebahn, und … denkste! Durchstarten und noch eine knappe Stunde kreiseln über Berlin. Aller guten Dinge sind 3. Wir durften dann also doch noch landen und die Odyssee hatte ein Ende. Ein erlebnisreicher internationaler Fussballtrip ging zu Ende. Was bleibt, ist die Frage, ob man die Servietten im Eck auch essen kann…

Geschrieben von Silke und Neumi im Dezember 2012

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