Rotterdam´96

Feyenoord-Borussia , Europapokal der Pokalsieger 95/96

Um 5 Uhr ging für mich der Tag los, und um 7 saß ich mit Theo im Zug nach MG. Dort angekommen, konnten wir gleich unseren Tirol-Elmar einsammeln. Nach einem Besuch am Eickener Markt, wo wir uns mit flüssiger und fester Nahrung stärkten, ritten wir wieder in den Hbf ein.

Natürlich wurden wie immer alle bekannten Gesichter begrüßt, und das kann ja bekanntlich recht lange dauern bei uns. Man erklomm also schließlich den ersten Fanprojekt-Zug (von 24 Std. die so ein Tag ja angeblich haben soll saß ich locker 12 in einem Zugabteil), wo man während der Fahrt vom „Radio Niederrhein„ unterhalten wurde. Jemand hatte also das Zug-Mikro erobert. Neben diversen Sprüchen unterhalb der geistigen Verwesungsgrenze, sowie reichlich Anti-Holland-Stimmungsmache, konnte man auch noch Leuten beim Pullern zuhören.

Elma+Theo (im Zug nach Rotterdam 1996)

Hinter der Grenze kam der Zug dann öfter zum Stehen, was gewisse Zeitgenossen dazu nutzten die Landschaft und deren Eingeborenen mit diversen Wurfgeschossen aller Art einzudecken. Besonders beliebt: Notbremse ziehen, raus auf´n Gleiskörper, Steine aufsammeln, weiterfahren, wieder Notbremse (diesmal an Bahnübergängen), und raus mit der Scheiße auf die am Übergang wartenden PKW´s ! So ging´s die ganze Strecke, und auch bei den beiden uns nachfolgenden Zügen war´s nicht anders. Unser Mimi aus Zehlendorf, den wir damals leider noch nicht kannten, sah gar ganze Klos aus den Fenstern fliegen. Eigentlich hieß es ja, dass ab Venlo die NL-Cops zusteigen würden, aber da hatte sich wohl wer verplant.

Rotterdam 96

Das Stadion in Rotterdam glich jedoch einer Festung. Großaufgebot der Cops. Für uns wurde ein Korridor aus Bullen-Wagen vom Bahnhof zum Stadioneingang hin gebaut. Drinnen wurde dann auf´s übelste gepöbelt, und besonders unten links wo wir standen, gab es regen Austausch von Wurfgeschossen. Na fein, erstmal die Spreeborussen-Mini-Fahne angehangen und sich die Örtlichkeit genauer betrachtet: Nix vernünftiges zu trinken, keine Programmhefte oder sonstige souvenirträchtige Dinge.

Rein sportlich blieb das Weiterkommen leider nur ein Traum, doch von der Stimmung her war´s mit das geilste war ich je erlebt habe. Jeder, wirklich jeder war am singen. Kein Wunder: Es waren ja fast auch nur Allesfahrer und Hardcores dabei. Die Feyenoords jedoch präsentierten sich typisch sitzplatzgeschädigt.

Nach Spielende hieß es dann noch gut 90 min. im Block zu warten. Unsere Freunde der dritten Halbzeit versuchten derweil auf´s heftigste den Ausgang zu stürmen, war auch fast gelang. Danach nahmen sie die sanitären Einrichtungen auseinander, und gingen Klotür voran auf die Cops. Diese knüppelten nicht schlecht zurück, und gaben auch gerne Unbeteiligten mal eben gerne einen drüber. Man konnte sich des Eindrucks nicht erwehren das die Jungs vorher gut in ihrer eigenen Drogenszene zugeschlagen hatten.

Dann ging´s endlich zu den Zügen zurück. Einer der Züge war so zerstört, das man ihn gar nicht mehr einsetzte, und so wurden wir einfach in den Zug vom „First“ Reisebüro getrieben. Theo besorgte uns dann, mit seiner ihm eigenen Art (einer alten Dame war schlecht, und er will nur etwas Mineralwasser), aus dem dort vorhandenen Bistro ein paar Flaschen Diebels, die wir erstmal richtig einatmeten.

In MG total übermüdet angekommen, wollte ich dann nur noch schnell in mein Heiabettchen. Ich hatte den Hbf. auch schon fast verlassen, da gab´s hinter mir ordentlich Geschrei. Alles sprintete an mir vorbei. Kein Wunder, denn der BGS wollte wohl endlich Feierabend machen und knüppelte recht derbe und wahllos in die Menge. Ich legte also einen gepflegten Sprint ein, und sah beim Umdrehen gerade noch wie Theo richtig einen abkriegte. Wir blieben nun also noch eine Weile, machten Fotos, diskutierten mit dem Gruppenleiter.

1996 - Rotterdam Collage

Fazit: Trotz vieler negativer Dinge, war´s doch eine Fahrt die ich sicher nie vergessen werde. Soetwas erlebt man nicht alle Tage.

Robert

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